95 Prozent der Bevölkerung besitzen Antikörper gegen Corona
Deutsches Ärzteblatt vom Freitag, 14.10.2022
95 % der deutschen Bevölkerung könnte Antikörper gegen SARS-CoV-2 haben. Das geht aus Zwischenergebnissen einer vom Bund geförderten repräsentativen Immunstudie hervor, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gestern veröffentlichte.
Dabei handelt es sich um Antikörper gegen das Spike Protein, die durch eine Impfung oder eine Infektion entstehen können. Die Prävalenz der Antikörper gegen das Nukleokapsid Antigen liegt in der Studie bei 48 %. Jeder 2. in Deutschland hat demzufolge bereits mindestens eine Infektion durchgemacht.
„Demnach ist ein Großteil der Menschen in Deutschland im kommenden Herbst und Winter moderat bis gut gegen schwere Corona-Verläufe geschützt“, sagte die Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger. Laut Stark-Watzinger müssten Länder dann nur bei neuen, gefährlicheren Varianten auf das Infektionsschutzgesetz zurückgreifen.
Die Sommerwelle aber habe gezeigt, dass der Schutz gegen eine Infektion vermutlich gering sei, heißt es in der Studie. Daher könnten bei entsprechend veränderten SARS-CoV-2-Varianten auch weitere Infektionswellen mit relevanter Morbidität auftreten.
Immunitätslücke bei Risikogruppen
„Die Daten zeigen aber auch, dass wir eine deutliche Immunitätslücke in den Risikogruppen haben und das Impfkampagnen bei über 70-Jährigen dringend notwendig sind“, sagte der Immunebridge-Sprecher und Virologe Johannes Streeck.
Laut Studienteam könnte auch ein klein wirkender Anteil von Menschen mit geringem Schutz zu einer Belastung im Gesundheitswesen führen, wenn viele von ihnen versorgt werden müssten.
So haben 5 % der Personen ab 80 noch keine 3 Expositionen SARS-CoV-2 entweder durch eine Impfung oder eine Erkrankung gehabt. Laut Studienautoren haben sie damit nur einen geringen Schutz gegen einen schweren Krankheitsverlauf. Bei den Personen mit Komorbiditäten sind es je nach Erkrankung 4-8 %, die nur einen geringen Schutz gegen einen schweren Verlauf haben.
Einen hohen Schutz gegen einen schweren Krankheitsverlauf bietet laut BMBF-Papier vermutlich 4 Expositionen mit mindestens einer Infektion oder Impfung im Jahr 2022. 38% der Menschen ab 80 erfüllen diese Kriterien allerdings nicht. Bei den 65- bis 79-Jährigen sowie den Personen mit Vorerkrankungen ist es etwa jeder 2. ohne 4 stattgehabte Expositionen.
Vielen älteren Menschen fehlt die 4. Impfung
Auch der Anteil derjenigen, die noch keine 4. Impfung erhalten haben ist laut Analyse groß. Demnach haben bei den über 79-jährigen Studienteilnehmenden 40 % noch keine 4. Impfung erhalten. Bei den 60- bis 64-Jährigen sind es sogar 85%.
Die Autoren weisen allerdings darauf hin, dass gerade für Risikogruppen nur eingeschränkt Informationen vorlägen und die Aussagen daher nur beschränkt repräsentativ seien. So gehen die Autoren eher von einer Unterschätzung der Infektionshistorie bei Risikogruppen aus.
Die Studie umfasst mehr als 25.000 Teilnehmende aus 8 verschiedenen Studien, bei denen zwischen Mai und September 2022 Befragungen durchgeführt und Antikörper gegen das Spike- und Nukleokapsid-Antigen bestimmt wurden.

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